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Blick-Wechsel
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Der Heldenplatz spielt in der jüngeren Geschichte Österreichs eine besondere Rolle. Spätestens seit Adolf Hitler vom Balkon der Neuen Burg am 15. März 1938 den 'Anschluss' Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland bekannt gab, gilt der Heldenplatz als Ort, wo über die österreichische Geschichte und Identität verhandelt wird. Dies war auch der Grund, dass Thomas Bernhard vor etwas mehr als 20 Jahren sein letztes und eventuell wichtigstes Theaterstück nach diesem Ort benannte und die Handlung in einer Wohnung mit Blick auf diesen Platz spielen lässt. Im damaligen Programmheft des Burgtheaters sind zahlreiche Fotografien abgebildet, die Gebäude zeigen, die den Heldenplatz säumen: Die Präsidentschaftskanzlei (Leopoldinischer Trakt), die Neue Burg, das Bundeskanzleramt, das Parlament, das Burgtheater.
Das Video verlegt die Sichtachse vom Boden auf die Ebene des berühmt berüchtigten Balkons der Neuen Burg, ebenso wie auf die Höhe jener nicht näher bestimmten Wohnung, in der Thomas Bernhard sein Stück spielen lässt. Die Balkone von Bundeskanzleramt, Präsidentschaftskanzlei, Neuer Burg, sowie die Dächer von Kunsthistorischem Museum, Justizpalast und Burgtheater dienen als Ausgangs- und Endpunkte für die ruhigen Kamerafahrten, die ein achsenartiges Netzsystem über den Platz weben. Die Figur (Wolfram Berger) eines Beobachters des Platzes, der Geschichte dieses spezifischen Ortes steht immer wieder am Endpunkt der Kamerafahrten. Die Fahrten sind so verbunden, dass der Platz immer wieder aus jeweils einem anderen Blickwinkel überquert wird. Der Schauspieler taucht also wieder an einem anderen Endpunkt auf. Er bewegt sich nicht. Ist starr, starrt, ist Silhouette.
Es wird hier in der Arbeit von Nives Widauer und Meinhard Rauchensteiner keine Illustration des grandiosen Bernhard-Textes angestrebt, sondern ein schwebender, interrogativer, beobachtender Blick auf die Architektur und Ausstrahlung des wichtigsten Platzes Österreichs, Dreh- und Angelpunkt europäischer Geschichte, geworfen.